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Die Couch

Die Protagonisten

Thomas Bäppler-Wolf alias Bäppi La Belle

Dirk Schicke (Cleo GmbH)

Unsere Begegnung mit Horst Wackerbarth und seiner roten Couch

Sechs Jahre reiste Horst Wackerbarth mit der roten Couch durch Europa. 600 Menschen nahmen auf ihr Platz, Gorbatschow ebenso wie ein Straßenkehrer aus Paris. Wackerbarth fotografierte und interviewte sie alle. So entstand ein europäisches Panorama.

Wir trafen Horst Wackerbarth und seine Couch anläßlich eines Shootings mit unserem Freund, dem Stadtverordneten Thomas Bäppler-Wolf, in Hessen besser bekannt als "Bäppi La Belle". Mit eigenem Theater und erfolgreicher Travestie-Show seit über 20 Jahren gehört er zu den Großen seines Metiers.

Für alle, denen Horst Wackerbarth kein Begriff ist, haben wir hier einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR), der 2004 auf der Website des Senders veröffentlicht wurde.

Europa auf der roten Couch

"Ob ein bestimmter Beitrag hier in der Ausstellung etwas Besonderes für mich ist? Das ist wieder so eine typische Journalistenfrage." Horst Wackerbarth beäugt den Journalisten kritisch über den Rand der Brille hinweg. Sie sitzen auf der roten Couch, die den Künstler quer durch Europa begleitet hat. Das kosmopolitische Möbel steht in den Ausstellungen an zentraler Stelle, und es darf ausdrücklich darauf Platz genommen werden.

Couch ist Bindeglied der Ausstellung

Die rote Couch ist das verbindende Element der Ausstellung: ein intimes Möbel, das zum Gespräch einlädt, auf dem sich die Menschen offenbaren oder mitunter auch verweigern. Ob Irland, Masuren oder Frankreich - die Couch bleibt, nur die Hintergründe und Formate der Fotografien wechseln, ebenso wie die Menschen, die auf dem roten Samt Platz nehmen: Mal schwebt die Couch zwischen isländischen Gletschern, verwandelt sie sich in ein Nest an einem englischen Flusslauf, verschwindet fast zwischen Autotüren auf einem polnischen Schrottplatz oder wird zum Hingucker auf einer Mülldeponie.

Rote Couch ist Last und Lust zugleich

Bild um Bild entsteht so die "Gallery of Mankind - Galerie der Menschheit", eine Lebensaufgabe, die den Fotokünstler erfüllt, ihn aber auch oft beschwert. "Ja, das ist schon eine totale Last, immer diese Couch", sagt Wackerbarth. Die besondere Beziehung zwischen Künstler und Couch beginnt Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre: Auf seinen Fotoreisen quer durch die Vereinigten Staaten, damals noch gemeinsam mit dem Künstler Kevin Clarke, entsteht der Fotoband "The red couch - A Portrait of America". Die Ausstellung stellt den Kontext zu dieser Zeit mit wenigen Bildern her. Danach habe er einfach "keinen Bock" mehr auf die rote Couch gehabt, habe versucht, das "magische Möbel" loszuwerden, so Wackerbath. Die Ausstellung zeigt diese "künstlerische Pubertät", wie der Fotokünstler es nennt: Da ist die Couch mal grün, dann blau, entstehen Akte auf der Couch oder wurden für das Zweite Deutsche Fernsehen die preisgekrönten "Couchgeschichten" gedreht. Aber der Magie der roten Couch konnte sich Wackerbarth auf Dauer nicht entziehen. Sie kehrte zu ihm zurück. Seitdem ist der Fotograf rastlos mit ihr auf dem Anhänger durch Europa gereist. Es scheint, als würde er nur in seinen Fotografien zur Ruhe zu kommen. "Am glücklichsten bin ich, wenn ich irgendwo unterwegs bin und mit meiner Kamera mein Foto mache", gesteht Wackerbarth.

Wer hat das Universum erschaffen?

Und an all diesen Orten hat Horst Wackerbarth seine Fragen an die prominenten und unbekannten Modelle gerichtet: Was macht das Leben lebenswert? Was war bisher das interessanteste Erlebnis oder der größte Fehler ihres Lebens? Und wer hat das Universum erschaffen? Auf 30 Monitoren, die in der Ausstellung aufgestellt sind, können sich die Besucher Teile dieser Interviews anschauen. Aus diesem Zusammenspiel aus Wort und Bild entsteht ein Porträt Europas, irgendwo zwischen Gorbatschow, den Obdachlosen in Frankfurt und den Kindern in Frankreich. "Die rote Couch wird mich weiter begleiten, das ist klar", sagt Horst Wackerbarth. Sein Wunsch: Mindestens 70.000 der 6 Milliarden Menschen auf der Welt zu fotografieren und zu interviewen.

Yehudi Menuhin auf der Mülldeponie

Und zum Schluss beantwortet er sie doch, die Frage nach dem Beitrag, der für ihn etwas Besonderes ist: "Das Porträt Yehudi Menuhins auf der Mülldeponie hat mich besonders berührt. Zum einen, weil ich mich diesem Menschen sehr nahe gefühlt habe, zum anderen weil er kurz darauf gestorben ist."

Auszüge aus einem Bericht des WDR, 2004

Alle Photos © Horst Wackerbarth


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